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Niedrige Tariferhöhungen führen zu Reallohneinbußen

Foto: dpa-tmn

Die tarifvertraglich vereinbarten niedrigen Lohnerhöhungen führen nach einer Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung in diesem Jahr zu einem «in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland bislang einzigartigen Reallohnverlust».

Nach der am 13. Deezmber veröffentlichten vorläufigen Jahresbilanz des Tarifarchivs des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Böckler-Stiftung steigen die Tariflöhne in Deutschland 2022 gegenüber dem Vorjahr um durchschnittlich 2,7 Prozent. Angesichts einer zu erwartenden Steigerung der Verbraucherpreise um im Schnitt 7,8 Prozent ergebe sich hieraus ein durchschnittlicher Rückgang der tarifvertraglich vereinbarten Reallöhne von 4,7 Prozent. «Einerseits haben 2022 aufgrund langfristig wirksamer Tarifverträge in vielen Branchen gar keine Tarifverhandlungen stattgefunden. Andererseits werden aktuell vereinbarte, deutlich stärkere Tariferhöhungen und Inflationsprämien oft erst ab 2023 wirksam», sagte der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Thorsten Schulten. «Vor diesem Hintergrund kommt es in diesem Jahr zu einem in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland bislang einzigartigen Reallohnverlust.» Im Jahr 2022 wurden demnach für etwa 7,4 Millionen Beschäftigte neue Tarifverträge abgeschlossen. Hinzu kamen für weitere 12 Millionen Beschäftigte Tarifsteigerungen, die bereits 2021 oder früher vereinbart wurden. Bereits 2021 kam es nach Angaben des Tarifarchivs zu einem Kaufkraftverlust von 1,4 Prozent bei den Tariflöhnen. Für das Jahr 2023 sind Schulten zufolge insgesamt deutlich höhere Tarifzuwächse zu erwarten als 2022. Hierauf deuteten zum einen eine Reihe aktueller Tarifabschlüsse etwa in der chemischen Industrie und in der Metall- und Elektroindustrie hin. Darüber hinaus lasse sich auch bei den kommenden Tarifverhandlungen wie etwa im öffentlichen Dienst (Bund und Gemeinden), bei der Deutschen Post AG oder in der Nahrungsmittelindustrie eine Tendenz zu deutlich höheren Tarifforderungen beobachten, sagte der Experte. Nach Ansicht von Schulten «steht die Tarifpolitik 2023 in erster Linie vor der Aufgabe, weitere Kaufkraftverluste der Beschäftigten möglichst zu vermeiden». (Text: dpa)