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Von der Seifenfabrik zur größten Parfümerie des Landes

Foto: dpa

Alles begann mit Seife: Der schottische Einwanderer John Sharp Douglas gründete im Jahr 1821 in Hamburg eine Seifenfabrik. Es war der Anfang eines Unternehmens, das heute zu den bekanntesten in Deutschland zählt. 1890 eröffnete die erste Parfümerie Douglas am Hamburger Jungfernstieg. Seit Jahrzehnten hat die Kette, die ihr Geld mit Düften und Kosmetik verdient, einen festen Platz in deutschen Fußgängerzonen.

Nun hat das Unternehmen ein neues Kapitel in seiner Historie geschrieben. Seit Donnerstag werden wieder Anteile von Douglas an der Börse gehandelt. Die Aktie mit der Wertpapierkennnummer BEAU7Y - in Anspielung auf «Beauty» - startete am Morgen an der Frankfurter Börse leicht unter dem Ausgabepreis von 26 Euro. Dann bröckelte der Preis weiter ab und ging mit 23,06 Euro aus dem Handel - ein Minus von 11,3 Prozent. Zuvor hatten Unternehmenschef Sander van der Laan und Finanzchef Mark Langer im Frankfurter Handelssaal unter dem Jubel der Douglas-Beschäftigten die traditionelle Glocke geläutet. Douglas war bereits von 1966 bis 2013 börsennotiert, dann hatten der Finanzinvestor Advent und die Gründerfamilie Kreke das Unternehmen von der Börse genommen, um es neu auszurichten. Die neuen Aktien konnten bis Dienstag gezeichnet werden. Die Nachfrage sei deutlich höher gewesen als das Angebot, wie ein Unternehmenssprecher mitteilte. Der Douglas-Mehrheitseigner, der Finanzinvestor CVC, und die Familie Kreke bleiben Hauptaktionäre, haben ihre Beteiligung aber reduziert. Etwa 32,7 Millionen Aktien wurden neu ausgegeben. Insgesamt werden knapp 32 Prozent des Unternehmens an die Börse gebracht. Der Börsengang spült voraussichtlich rund 850 Millionen Euro in die Kasse. Erst der zweite Börsengang in Frankfurt 2024: Was hat das alles für Folgen für Verbraucher? Douglas habe die Weichen für die Zukunft erfolgreich gestellt, davon würden auch Kunden profitieren, sagt Vorstandschef van der Laan etwas blumig. Tatsächlich dürfte sich der Börsengang in der Fußgängerzone nicht spürbar auswirken. «Für Konsumenten wäre es natürlich spannend, wenn es neue oder bessere Produkte gibt, oder sich am Einkaufserlebnis in den Filialen etwas ändert», sagt Martin Fassnacht, Marketing-Professor an der Wirtschaftshochschule WHU. Damit rechnet er jedoch nicht. «Für mehr Wachstum müsste Douglas stärker investieren, aber das kostet viel Geld.» Die Priorität für Deutschlands größte Parfümeriekette mit rund 18 000 Beschäftigten liegt woanders: Douglas ist hoch verschuldet, Ende 2023 waren es gut drei Milliarden Euro. «Mit dem Börsengang wollten wir Gelder einsammeln, um unsere Verschuldung deutlich zu senken», sagt Vorstandschef van der Laan. Die verbleibenden Schulden sollen zu besseren Konditionen refinanziert werden. Während der Einzelhandel in Deutschland mäßige Umsätze beklagt, liefen die Geschäfte bei Douglas zuletzt wieder besser. Im abgelaufenen Geschäftsjahr legte das Unternehmen um 12 Prozent zu und erzielte einen Rekordumsatz von 4,1 Milliarden Euro. Nach Verlusten im Vorjahr (Minus 313,8 Millionen Euro) schrieb Douglas unter dem Strich wieder schwarze Zahlen (16,7 Millionen). Laut den Marktforschern von YouGov übertrafen die Ausgaben der Verbraucher bei Douglas 2023 wieder das Vor-Corona-Niveau. Markenexperte Fassnacht sieht auch deshalb gute Chancen für die Aktie. Douglas sei eine starke, positiv besetzte Marke und erster Anlaufpunkt für Beauty-Produkte in den Innenstädten. «Die machen einen guten Job. 30 Prozent der Umsätze werden online erzielt, das ist sehr ordentlich.» Douglas hat zuletzt schon angekündigt, weiter expandieren zu wollen. Bis 2026 will man die Umsatzmarke von fünf Milliarden Euro knacken. Bis dahin sollen mehr als 200 neue Standorte eröffnet werden, knapp die Hälfte davon in Mittelosteuropa. Zudem ist geplant, 400 bestehende Filialen zu modernisieren. Während der Pandemie hatte Douglas Hunderte Geschäfte geschlossen. Europaweit gibt es aktuell 1850 Filialen in 22 Ländern. «Schön, dass Sie wieder da sind» Am Läuten der Börsenglocke am ersten Handelstag nahm nicht nur der Douglas-Vorstand teil. Auch etwa 150 Mitarbeiter waren am frühen Donnerstagmorgen - ausgestattet mit mintfarbenen Poloshirts und Börsenglöckchen - von der Konzernzentrale in Düsseldorf nach Frankfurt gefahren. Dort begann der Tag um kurz nach 8.00 Uhr mit einem Fototermin bei den Bronze-Skulpturen von Bulle und Bär, den Symbolfiguren der Börsianer. «Schön, dass Sie wieder da sind», sagte Deutsche-Börse-Vorstand Thomas Book im Handelssaal mit Blick auf die Rückkehr auf das Börsenparkett. Viel Aufmerksamkeit erhält der Douglas-Börsengang auch deshalb, weil es zuletzt nicht viele andere gab. Nach dem Panzer-Zulieferer Renk ist es in Frankfurt erst der zweite Börsengang in diesem Jahr und der erste, bei dem auch Privatanleger angesprochen werden. In Deutschland ist die Zahl der Börsengänge schon seit Jahren niedrig. Dass zuletzt immer weniger Firmen den Schritt wagten, lag auch am lange schwierigen Umfeld. Die weltweiten Konfliktherde, Pandemie sowie steigende Inflation und Zinsen drückten auf die Stimmung. Zuletzt aber geriet die Börse in Schwung, der Dax eilte von Rekord zu Rekord - ein günstiges Fenster für Börsengänge. (Text: Christian Rothenberg, dpa)