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Lehrermangel verschärft sich weiter

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Über das Thema Lehrermangel wird seit Jahren in Deutschland diskutiert. Eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa an 1300 allgemeinbildenden Schulen, die im Januar und Februar noch vor der Corona-Krise gemacht wurde, zeigt nun: Das Fehlen von Pädagogen stellt immer mehr Einrichtungen vor Probleme.

BEFRAGT WURDEN SCHULLEITERINNEN UND SCHULLEITER: Und von denen sagen 59 Prozent, sie haben an ihrer eigenen Schule konkret mit Lehrermangel zu kämpfen. Eine deutliche Steigerung: 2019 waren es noch 50 Prozent, 2018 nur 36 Prozent, die das sagten. Besonders betroffen sind Haupt-, Real- und Gesamtschulen. Hier beklagen 72 Prozent der Schulleiter einen Mangel an Lehrkräften an ihrer Schule. Dahinter folgen die Grundschulen (50 Prozent) und Gymnasien (40 Prozent). Als Hauptgrund wird wie auch in den Vorjahren angegeben, dass es zahlenmäßig zu wenige Bewerber gibt. DIE GRÖSSTEN PROBLEME AN DEN SCHULEN: Die Schulleiterinnen und Schulleiter nennen hier nach dem Lehrermangel spontan am häufigsten die Arbeitsbelastung und den Zeitmangel (36 Prozent) - eine Verdopplung gegenüber 2019. Häufig genannt wurden außerdem Probleme, die durch Inklusion und Integration auftreten, Probleme mit Eltern, mit der Bildungspolitik, den Behörden und mit der Ausstattung und dem Zustand der Schulgebäude. ZUFRIEDENHEIT DER SCHULLEITER MIT IHREM JOB SINKT: 2019 gaben noch fast alle Befragten (96 Prozent) an, ihren Beruf «eher gerne» oder «sehr gerne» auszuüben. Nun sind es noch 89 Prozent. Abwärts ging es vor allem im «sehr-gerne»-Bereich (minus 16 Prozent). Weniger Schulleiter würden ihren Job inzwischen weiterempfehlen. Der Chef des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), der diese Befragung jährlich durchführt, Udo Beckmann, sagt: «Unter steigender Belastung können Schulleitungen ihren Aufgaben nicht mehr so häufig gerecht werden, verlieren an Motivation und fühlen sich weniger unterstützt.» IMMER MEHR QUEREINSTEIGER : An mehr als jeder zweiten Schule (53 Prozent) gibt es inzwischen Beschäftigte, die «keine vorhergehende Lehramtsqualifikation erworben» haben. 2018 gab es das nur an gut jeder dritten Schule (37 Prozent) und 2019 an 45 Prozent der Schulen. Der VBE kritisiert die Entwicklung: Als Notmaßnahme gegen den Lehrermangel sei das nachvollziehbar, sagt Beckmann. «Gleichermaßen muss uns erlaubt sein, auf die oftmals fehlende Vorqualifizierung und die mangelhafte berufsbegleitende Weiterqualifizierung hinzuweisen.» Gut jede dritte Schule habe angegeben, dass die Seiteneinsteiger keines von beidem nachweisen konnten. «Ein nach wie vor unverantwortlicher Zustand – sowohl für diejenigen, die meist motiviert und mit ihrem anderen beruflichen Hintergrund als Seiteneinsteigende in die Schulen kommen, als auch für die Kinder.» SCHULDIGITALISIERUNG: Ein Thema, über das in der Corona-Krise besonders diskutiert wird, allerdings geht es jetzt mehr um die Fähigkeit der Schulen, Lehrer und Schüler zu vernetzen und Bildungsinhalte online anzubieten. Das wurde in der Umfrage nicht erhoben. Hier ging es um die technische Ausstattung in den Schulen selbst. Gut jede dritte Schulleitung gab an, dass es an ihrer Einrichtung für einzelne Klassen komplette Sätze an Tablets oder Smartphones gibt. Ebenso viele Schulen haben in allen Klassen- und Fachräumen Zugang zu schnellem Internet und WLAN. Die Mittel aus dem milliardenschweren «Digitalpakt Schule», über den der Bund Geld zur Anschaffung von Geräten bereitstellt, fließen bisher nur langsam, was aber auch daran liegt, dass die Regeln zur Antragsstellung in manchen Bundesländern noch nicht lange vorliegen. Mehr als die Hälfte aller Schulleiterinnen und Schulleiter (56 Prozent) hat immerhin nach eigenen Angaben schon einen Antrag zur Förderung ihrer Schule mit Mitteln aus dem Digitalpakt gestellt. (Text: Jörg Ratzsch, dpa)