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Schwimmbäder in Not - Bademeister gesucht

Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa

Temperaturen weit über 30 Grad und Sonne satt - das sommerliche Wetter in Deutschland lockt Badelustige ans Wasser. Doch Schwimmbädern fehlt es vielerorts an ausgebildeten Bademeistern. «Das ist ein bundesweites Problem», sagt der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Schwimmmeister, Peter Harzheim. Er schätzt, dass aktuell mindestens 2500 ausgebildete Schwimmmeister in den rund 6000 von Kommunen oder privaten Unternehmen betriebenen Bädern fehlen.

Weil es zu wenig Bademeister gibt, ist in den Schwimmbädern Erfindungsreichtum gefordert. So steht etwa das Familien- und Freizeitbad in Lahr im Schwarzwald diesen Sommer nicht für alle Badegäste offen. Weil kein geeigneter Bademeister eingestellt werden konnte, dürfen sich nur Vereinsmitglieder auf Liegestühlen und Decken aalen. Man sehe aus rechtlichen Gründen keine andere Möglichkeit, sagt die Vereinsvorsitzende Cornelia Herr. Für Sicherheit sorgen etwa Studenten und Rentner, die eine Prüfung als Rettungsschwimmer absolviert haben. Sie seien aber mitnichten für alle Aufgaben eines Bademeisters ausgebildet, fügt Herr hinzu. Über den Fachkräftemangel sagt sie: «Das ist ein Problem, das sich künftig verschärfen dürfte.» Stellen zu besetzen sei schon deshalb schwierig, da sich die geburtenstarken Jahrgänge aus den 50er und 60er Jahren in den Ruhestand verabschiedeten und dem Arbeitsmarkt heute weniger Kräfte zur Verfügung stünden. Auch Verbandspräsident Harzheim berichtet, dass manche Bäder wegen des Personalmangels Öffnungszeiten änderten oder zeitweise gar den Betrieb einstellen müssten. Zwar lasse der Engpass bei der Ausbildung langsam nach, sagt er. Auch gebe es große regionale Unterschiede. «Aber die Talsohle haben wir noch nicht durchschritten», sagt er. Nicht nur die Bevölkerungsentwicklung gilt als Grund für den Fachkräftemangel am Beckenrand. Harzheim meint, dass sich zudem die Mentalität geändert habe: Viele junge Menschen seien im Sommer nicht mehr bereit, sieben Tage in der Woche auf der Arbeit zu verbringen. Weder Bezahlung noch Arbeitszeiten gelten als attraktiv, sagt er. Zwar habe sich mit dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst 2017 die Situation verbessert. Davon profitierten Mitarbeiter aber nur, wenn sich die Betreiber der Bäder daran halten. Dies sei etwa bei privaten Betreibern nicht immer der Fall. Das Problem sei zudem in den Bundesländern unterschiedlich stark ausgeprägt. Anders als etwa in Baden-Württemberg könnte ein Bundesland wie Nordrhein-Westfalen mehr Nachwuchs ausbilden, da dort die Strukturen anders seien. So gebe es in den dortigen Kommunen oftmals sowohl Hallen- als auch Freibäder, was für die Ausbildung notwendig sei. Dort lasse sich das Personal je nach Bedarf in den unterschiedlichen Bädern einsetzen. Dies sei beispielsweise im Südwesten seltener der Fall als in NRW. Thomas Herbing von Verdi bemängelt, viele Kommunen hätten in der Vergangenheit zu wenig Schwimmmeister ausgebildet. Das räche sich nun. Der Gewerkschafter sieht aber Möglichkeiten, mit denen sich die Situation generell verbessern ließe. So könne etwa eine moderne Organisation helfen, die wenig familienfreundlichen Arbeitsbedingungen zu verbessern, sagt Herbing. Uwe Lübking, beim Deutschen Städte- und Gemeindebund zuständig für Arbeitsmarktpolitik, sieht in dem Fachkräftemangel eine ähnliche Personalnot, die sich auch in Pflegeheimen und Kindertagesstätten zeige. Das liege auch daran, dass viele junge Leute zunehmend Hochschulen und Universitäten besuchten, statt sich für eine Berufsausbildung zu begeistern, sagt er. «Auf der einen Seite halten wir die duale Ausbildung in Deutschland hoch, auf der anderen Seite fördern wir diese Form der Bildung nicht ausreichend», kritisiert Lübking. So oder so - wenn Bäder wegen des Fachkräftemangels Öffnungszeiten einschränken oder gar schließen müssten, sei das ein Problem. «Bäder sind Orte der Begegnung und als Teil kommunaler Daseinsvorsorge unverzichtbar», sagt Lübking. Dass Flüchtlinge den Fachkräftemangel rasch ausgleichen können, glaubt etwa Verbandsfunktionär Harzheim indes nicht. Die Menschen anzulernen sei aufgrund der vielfältigen Aufgaben schwierig. Die Fachkräfte seien von der Bädertechnik bis zur Rechts- und Verwaltungskunde in ganz verschiedenen Bereichen gefordert. «Das können viele geflüchtete Menschen nicht von heute auf morgen leisten», meint Harzheim. Besser wäre es aus seiner Sicht, wenn Kommunen stärker für die abwechslungsreiche Tätigkeit werben würden. (Text: Stephen Wolf, dpa)