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Reales Minus bei Tariflöhnen droht

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Erstmals seit einem Jahrzehnt wird der Anstieg der Tariflöhne 2021 voraussichtlich nicht ausreichen, um die allgemeine Preissteigerung auszugleichen. Ursache dafür sind vor allem die Auswirkungen der Corona-Krise, wie das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung am Donnerstag (29. Juli) in einer Zwischenbilanz der Tarifrunde berichtete. Nach den im ersten Halbjahr und in den Vorjahren für 2021 abgeschlossenen Tarifverträgen werden die Tariflöhne in diesem Jahr laut WSI um 1,6 Prozent steigen. Angesichts der zuletzt deutlich gestiegenen Inflationsrate werde die reale Tariflohnentwicklung mit einem Minus von 0,2 Prozent leicht negativ ausfallen. In den letzten 20 Jahren habe es das nur drei Mal gegeben: 2006, 2007 und 2011. In den Jahren 2018 und 2019 waren die Tariflöhne mit Zuwächsen von 3,0 und 2,9 Prozent noch relativ kräftig gestiegen. Doch seit dem Frühjahr 2020 stünden die Tarifauseinandersetzungen «ganz im Zeichen der Corona-Krise», sagte der Leiter des WSI-Tarifarchivs Thorsten Schulten. Schon im Jahr 2020 stiegen die Tariflöhne nur um 2,0 Prozent und der Abwärtstrend habe sich 2021 weiter fortgesetzt, so dass in diesem Jahr nur noch ein Plus von 1,6 Prozent in Sicht sei. Dabei wurde der Abwärtstrend noch durch die bereits in den vergangenen Jahren für 2021 abgeschlossenen Tarifverträge abgemildert. Bei den im 1. Halbjahr 2021 neu abgeschlossenen Tarifverträgen lagen die Lohnsteigerungen sogar nur bei durchschnittlich 1,1 Prozent. Tarifexperte Schulten hofft allerdings, dass bei den noch laufenden beziehungsweise noch bevorstehenden Tarifverhandlungen etwa im Einzelhandel oder im Öffentlichen Dienst der Länder noch Luft nach oben ist, was die Abschlüsse angeht. Schließlich seien dies Branchen, in denen die Corona-Pandemie den Beschäftigen ganz besondere Leistungen abverlangt habe. «Es ist deshalb gut möglich, dass am Ende des Jahres die vorgelegte Zwischenbilanz für 2021 noch etwas nach oben korrigiert werden kann», meinte er. (Text: dpa)