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Arbeitsmarkt verdaut Krise

Foto: dpa

Der deutsche Arbeitsmarkt hat die Corona-Krise weitgehend verdaut. Im Januar 2022 gibt es weniger Menschen, die Arbeitslosengeld beziehen als in der Zeit vor der Krise. Die Zahl der Erwerbstätigen ist seit Beginn der Krise sogar noch kräftig gewachsen. Der saisonübliche Anstieg der Arbeitslosigkeit im Januar war moderat. «In diesem Jahr fällt der Anstieg der Arbeitslosigkeit besonders gering aus», sagte Daniel Terzenbach, Mitglied im Vorstand der Nürnberger Bundesagentur für Arbeit, am1. Februar bei der Vorstellung der Januar-Statistik.

2,462 Millionen Menschen waren im Januar arbeitslos gemeldet. Das sind 133 000 mehr als im Dezember 2021. Wegen wetterbedingter Ausfälle etwa auf dem Bau, Ferienzeiten in Personalabteilungen und anderer Einflüsse liegt der Anstieg im Januar normalerweise bei rund 200 000. «Es ist der geringste Anstieg, den wir bisher statistisch gemessen haben», sagte Terzenbach. «Das dürfte auch daran liegen, dass Arbeitgeber angesichts von drohenden Fachkräfteengpässen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verstärkt im Unternehmen halten wollen», sagte er. Die Zahl der Arbeitslosen liegt im Januar um 439 000 unter der Januar-Zahl von 2021 und nur 37 000 über dem Wert von 2020, als die Corona-Krise noch keine Auswirkungen hatte. Das Mehr an Arbeitslosen gegenüber 2020 werde von Langzeitarbeitslosen in der Grundsicherung (Hartz IV) gestellt. Deren Zahl liegt weiter bei knapp einer Million - ein Ballast aus der Corona-Krise, den die Arbeitsagenturen nur schwer loswerden. «Ein Wermutstropfen ist die leichte Zunahme der Langzeitarbeitslosen, die die Auswirkungen der Corona-Krise am stärksten spüren», sagte auch der Staatssekretär im Bundesarbeitsministerium, Rolf Schmachtenberg. Die Arbeitslosenquote betrug im Januar 5,4 Prozent, nach 5,1 Prozent im Dezember 2021. Für ihre Januar-Statistik zog die Bundesagentur Datenmaterial heran, das bis zum 13. Januar eingegangen war. Zum Problem des Arbeitsmarkts in Deutschland wird mehr und mehr der Mangel an Fachkräften. «Insbesondere die Verkehr- und Logistikbereiche, der Verkauf, medizinische Gesundheitsberufe aber auch Teile der Metall- und Maschinenbauer sind auf der Suche nach neuen Mitarbeitern», sagte Terzenbach. «Der Bestand an gemeldeten offenen Stellen ist auch deshalb so hoch, weil Fachkräfte rar sind und die Besetzungsprozesse länger dauern», betonte er. Deutlich gestiegen ist wieder die Nachfrage nach Kurzarbeit. «Es gibt erhöhte Unsicherheiten im Gastgewerbe und im Handel», betonte Terzenbach. Nach aktuellen Daten haben Betriebe vom 1. bis einschließlich 26. Januar für 286 000 Personen Kurzarbeit angezeigt, mehr als die Hälfte aus Handel und Gastronomie. Erfahrungsgemäß wird jedoch weniger Kurzarbeit tatsächlich in Anspruch genommen, als angezeigt wird. Im Hinblick auf die Diskussion um eine bevorstehende Impfpflicht für Angehörige von Einrichtungen des Gesundheitswesens sagte Terzenbach, es mache sich auch bemerkbar, dass aus diesem Sektor mehr Menschen als üblich von Arbeitslosigkeit bedroht sind. Die Zahl der Arbeitssuchenden - also der Menschen, die eine drohende Arbeitslosigkeit bereits angezeigt hätten - sei aber nicht besorgniserregend hoch. «Wir sehen schon eine Zunahme, aber insgesamt auf einem Niveau, was uns allen keine Sorgen machen muss», betonte er. Er sprach von etwa 25 000 Personen aus dem gesamten Gesundheits-Sozialsektor im Dezember 2021 und Januar 2022, die sich über das übliche Niveau hinaus arbeitssuchend gemeldet hätten, davon ungefähr 12 000 aus der Pflege. Über die Motive könne nur spekuliert werden. Tatsächliche Daten liegen nur bis November vor. Im November 2021 sei für 574 000 Menschen Kurzarbeitergeld gezahlt worden, sagte Terzenbach. Das ist der niedrigste Monatswert seit Beginn der Corona-Krise. In der Spitze der Pandemiezeit hatte die Bundesagentur für Arbeit im April 2020 für fast sechs Millionen Menschen diese Hilfe gezahlt. Terzenbach rief junge Leute, die noch keine Ausbildung begonnen haben auf, sich mit den Berufsberatern der Arbeitsagenturen in Verbindung zu setzen. «Wir sehen, dass coronabedingt deutlich weniger Bewerber als vor der Krise zu verzeichnen sind», sagte er. In der Nachvermittlungszeit von Oktober bis Januar hätten sich 67 000 Bewerber gemeldet, noch einmal fast 10 000 weniger als im ohnehin schon von Corona geprägten Vorjahr. Ihnen standen über 77 000 Ausbildungsstellen gegenüber. Für das kommende Ausbildungsjahr 2021/22 deute sich eine nochmals geringere Bewerberzahl an. (Text: Michael Donhauser, dpa)