Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental will seine kränkelnde Autozuliefersparte mit tausenden Stellenstreichungen wieder rentabel machen. Ab 2025 soll eine jährliche Kostenentlastung von 400 Millionen Euro im Verwaltungsbereich greifen, wie das Dax-Unternehmen am Montag (13. November) in Hannover mitteilte.
Wie viele Arbeitsplätze genau betroffen sein werden, steht nach Angaben von Conti noch nicht abschließend fest. Die Zahl dürfte aber voraussichtlich im mittleren vierstelligen Bereich liegen, hieß es. Am Wochenende hatte das «Manager Magazin» über rund 5500 wegfallende Jobs weltweit berichtet. Das wären rund fünf Prozent der Mitarbeitenden in der Sparte. Spartenchef Philipp von Hirschheydt will die Strukturen in der Verwaltung verschlanken und so auch die Entscheidungsprozesse beschleunigen. Unter anderem werden Geschäftsfelder stärker gebündelt, aus bisher sechs werden fünf. Ende September hatte das Autozuliefergeschäft 102 574 Mitarbeitende, im gesamten Konzern waren es 203 593. Continental plane, alle Maßnahmen so sozialverträglich wie möglich zu gestalten, hieß es vom Unternehmen. Außerdem kommen die Forschungs- und Entwicklungsausgaben auf den Prüfstand. «Diese Maßnahmen erhöhen Effizienz und Effektivität und stärken unsere Wettbewerbsfähigkeit», sagte von Hirschheydt. Conti steckt in der Autozulieferung seit längerem in der Krise und hat Mühe, in dem Geschäft mit - unter anderem - Bremsen, Innenausstattung, Sensoren und Elektronik operativ schwarze Zahlen zu schreiben. Zuletzt konnte Conti in der Sparte für das dritte Quartal im Tagesgeschäft zwar schwarze Zahlen präsentieren - also, wenn bestimmte Abschreibungen auf frühere Zukäufe und sonstige Sonderfaktoren herausgerechnet werden. Sonderkosten einberechnet setzte es aber erneut ein - wenn auch kleines - Minus vor Zinsen und Steuern. Mit Blick auf das bereinigte operative Ergebnis hatte Conti im Geschäftsjahr 2019 zum bis dato letzten Mal Geld verdient, auch im ersten Halbjahr dieses Jahres stand ein operativer Verlust. Dabei muss Conti wie andere Branchenvertreter auch stark in künftige Technik investieren, etwa für das autonome Fahren und für den generellen Ausbau der Softwarekompetenzen. «Unser Ziel ist ein nachhaltig profitabler Unternehmensbereich, der aus eigener Kraft Investitionen in seine Zukunft tätigen kann», sagte von Hirschheydt. Bei den Verlusten in den vergangenen Jahren musste oft die Reifensparte das Geld einspielen, um Investitionen in der Autozulieferung stemmen zu können. Seit geraumer Zeit ist die Reifensparte der Gewinnbringer im Konzern mit hohen und weitgehend stabilen Margen, wenn auch das Autozuliefergeschäft den Großteil des Umsatzes beisteuert. Conti-Vorstandschef Nikolai Setzer, der vor Hirschheydt selbst die Geschäfte in der Autozulieferung führte, gerät mit den schwachen Geschäften mehr und mehr in die Defensive. Das letzte große Sparprogramm hatte sein Vorgänger Elmar Degenhart aufgesetzt. Es sollte bis dieses Jahr die jährlichen Bruttokosten im Konzern um 850 Millionen Euro senken. In der Autosparte hat es wohl wenig geholfen. Anfang kommenden Monats (4. Dezember) will der Konzern seinen leidgeplagten Investoren auf einem Kapitalmarkttag die künftige strategische Marschroute vorstellen, dann dürften auch weitere Details zu angestrebten Sparbemühungen auf den Tisch kommen. In Medien wie dem «Manager Magazin» kursieren radikale Pläne - Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle sehe die Zukunft von Conti vor allem im Reifen- und Kunststofftechnikbereich. Der Konzern selbst will das im Detail nicht kommentieren. Angesichts der in den vergangenen Jahren vor allem für die Zulieferer mauen Autokonjunktur, wegen hoher Kosten und wegen des Umbruchs hin zu Elektromotoren ist die Zuliefererbranche derzeit ohnehin in Bewegung. Der Wälzlager- und Getriebehersteller Schaeffler etwa will den Antriebsspezialisten Vitesco übernehmen. Die Industriellenfamilie Schaeffler bekäme mit dem Deal Zugriff auf das Know-how der Regensburger im wachsenden Bereich mit Elektroantrieben. Conti ist der ehemalige Mutterkonzern von Vitesco - und auch bei den Hannoveranern haben die Schaefflers mit einem Anteil von 46 Prozent der Aktien ein gewichtiges Wort mitzureden. (Text: dpa)