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DGB-Chefin nennt Debatte über Mehrarbeit weltfremd

Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

Der Deutsche Gewerkschaftsbund hält die Debatte über mehr Überstunden und längere Arbeitszeiten für wirklichkeitsfremd und warnt vor Einmischung in die Tarifautonomie. «Der allgemeine Ruf nach Mehrarbeit geht an der Realität von Millionen Beschäftigten vorbei», sagte DGB-Chefin Yasmin Fahimi der «Augsburger Allgemeinen». «Eine Einmischung in das Kerngeschäft von Tarif- und Betriebspolitik sollte die Politik tunlichst unterlassen.» Wichtiger seien Maßnahmen gegen die millionenfache Praxis unbezahlter Überstunden in Deutschland.

Die Ampel-Spitzen hatten sich vergangene Woche auf Grundzüge des Haushalts 2025 verständigt, außerdem soll die Konjunktur angekurbelt und Anreize für mehr Beschäftigung gesetzt werden. Damit sich Überstunden auszahlen, sollen Zuschläge für Mehrarbeit, die über die tariflich vereinbarte Vollzeitarbeit hinausgehen, steuer- und beitragsfrei gestellt werden. Die FDP im Bundestag macht sich darüber hinaus für ein Ende des Acht-Stunden-Tags in heutiger Form stark. «Zuallererst muss Mehrarbeit überhaupt erfasst und bezahlt werden», sagte Fahimi. «Wenn der Finanzminister meint, er könne auf Steuern und Abgaben bei bezahlten Zuschüssen verzichten, ist das nett, löst aber das Problem der Ausfallzeiten durch Überlastungen nicht.» Es sei bestens belegt, dass verkürzte Ruhezeiten sowie längere Arbeitszeiten das Unfallrisiko erhöhten. «Die Belastungen sind bereits hoch, wie man auch an Langzeiterkrankungen und steigender Erwerbsminderung sieht», so Fahimi. Dagegen begrüßte Handwerkspräsident Jörg Dittrich Überlegungen, die gesetzliche Regelung von Tages- auf Wochenhöchstarbeitszeiten umzustellen. «Das setzt voraus, die Debatte über Arbeitszeitmodelle weniger emotional aufzuladen und stattdessen auf das auszurichten, was im Betriebsalltag wirklich funktioniert: Vertrauensvolle Absprachen zwischen Arbeitgeberinnen und Arbeitnehmern, die individuell die besten Lösungen finden», sagte Dittrich der Zeitung. (Text: dpa)